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Leben jenseits des Todes?

Leben jenseits des Todes?

Transmortalität unter besonderer Berücksichtigung der Organspende

Leben jenseits des Todes?
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Veröffentlicht 2016, von Dominik Groß, Stephanie Kaiser, Brigitte Tag bei Campus

ISBN: 978-3-593-50567-1
Auflage: 1. Auflage
Reihe: Todesbilder. Studien zum gesellschaftlichen Umgang mit dem Tod
181 Seiten
10 Abbildungen
21.3 cm x 14 cm

 

Todesbilder – Studien zum gesellschaftlichen Umgang mit dem Tod

Herausgegeben von Dominik Groß, Andrea Esser, Hubert Knoblauch und Brigitte Tag



Handelt es sich bei einer Herztransplantation um einen medizinischen Eingriff oder um ein »partielles Weiterleben« eines Spenders im Körper des Empfängers? Die ...
Textauszug

Thematische Einführung


Leben jenseits des Todes? Transmortalität unter besonderer Berücksichtigung der Organspende


Stephanie Kaiser, Brigitte Tag und Dominik Groß


2012 erschütterten mehrere Skandale das seit den 1960er Jahren in den "Eurotransplant"-Ländern etablierte System der Organvermittlung wie auch die für Deutschland zuständige Koordinierungsstelle, die "Deutsche Stiftung Organtransplantation". Immer mehr Transplantationszentren mussten einräumen, dass es zu Unregelmäßigkeiten bei der Erstellung von Wartelisten und (damit verbunden) bei Allokationsentscheidungen gekom-men war. Die Anzahl der Organspender sank in Deutschland in den Jahren nach der Veröffentlichung und kritischen Aufarbeitung dieser Richtlinienverstöße deutlich und erreichte ihren Tiefpunkt im Jahr 2014 mit bundesweit 864 postmortalen Organspenden. 2011, im Jahr vor dem medialen Aufschrei, den die Manipulationen in der Öffentlichkeit ausgelöst hatten, waren demgegenüber noch 1.296 Spenderinnen und Spender registriert worden. Ein Anstieg dieser Zahlen konnte erstmals wieder im Jahr 2015 verzeichnet werden: Im Vergleich zum Vorjahr ergab sich allerdings nur eine diskrete Zunahme um 3,2 Prozent.


Das beschriebene Skandalon markiert und illustriert einen maßgeb-lichen Sachverhalt: die Organspende gehört zu den Themen, die eine starke öffentliche Aufmerksamkeit erfahren - und dies in durchaus kritischer Weise. Diskutiert wurden und werden nicht nur, wie im skizzierten Fall, Fragen der gerechten Verteilung der verfügbaren Organe, sondern auch die ihr zugrunde liegenden rechtlichen Regelungen (Zustimmungslösung versus Widerspruchslösung), Inhalt und Art der Aufklärungskampagnen rund um das Thema Organspende, soziale Fehlentwicklungen und schiefe Ebenen wie die Herausbildung eines internationalen Schwarzmarktes für Organe (Organhandel) sowie das der Organentnahmepraxis vorausgesetzte Hirntodkriterium und dessen medizinische, normative und soziale Zulässigkeit beziehungsweise Haltbarkeit.


Ein weiterer Aspekt der Organspende wird dagegen im öffentlichen Raum nur wenig thematisiert: etwaige selbstbezogene Motive für die Spende von Organen. Tatsächlich gilt die Organspende weithin als (im Wesent-lichen) altruistisch motiviert. Jene Sichtweise wird bereits durch den Ter-minus Organspende insinuiert. Dabei gibt es durchaus Hinweise, dass Menschen in der Organspende eine - gleichsam letzte - Möglichkeit er-blicken, im Falle des eigenen Hirntods im Körper eines anderen (partiell) "weiterzuleben". Besonders einprägsam und emotional aufgeladen ist hierbei das Bild eines (transplantierten) Herzens eines Spenders, das fortan im Organismus eines anderen weiter schlägt und so wirksam verhindert, dass der Spender des Herzens (vollständig) dem Tod preisgegeben ist. Diese Sichtweise gilt vor allem den Angehörigen als tröstend und sinnstiftend, wie das Beispiel eines verunglückten 15-jährigen Rennfahrers zeigt, der einen Organspendeausweis besaß:


"Sein Herz schlägt jetzt in einem 12-jährigen Mädchen. [Sein] Vater, gab […] ein Interview, in dem er über das Engagement seines Sohnes über den Tod hinaus sprach. ›Ja, wir sind stolz auf Jonas und froh, dass er in einem anderen Menschen weiterlebt‹."


Die hier angesprochene eigennützige Motivation zur Organspende ver-weist zugleich auf ein weiteres, gleichsam übergeordnetes rezentes Phäno-men: auf "Transmortalität".


Beide Aspekte - die verschiedenen Deutungsmuster und Motivationen rund um das Thema Organspende einerseits und das Phänomen der Transmortalität mit seinen vielfältigen sozialen und normativen Implikationen andererseits - stehen im Mittelpunkt dieses Buchbandes, der in Aachen zugleich den Schlusspunkt des seit 2012 von der VolkswagenStiftung geförderten interdisziplinären Forschungsprojektes Tod und toter Körper: Transmortalität setzt.


Vor dem Hintergrund dieser thematischen Schwerpunktbildung scheint es geboten, zunächst die von den Herausgebern zugrunde gelegte, noch wenig geläufige Definition von Transmortalität zu explizieren und anhand von Beispielen zu veranschaulichen: Besagter Terminus kennzeichnet rezente Versuche, den Tod in seiner Absolutheit und den toten Körper in seiner Vergänglichkeit zu relativieren. Damit einher geht der Verlust einer klaren, eindeutigen Grenzziehung zwischen "lebendig" und "tot". Folglich wird der Bereich rund um den Eintritt des Todes - und damit zugleich auch das Verständnis vom Tod und seiner Reichweite - offen für Interpretationen. Das Phänomen Transmortalität überlagert so bisher wirksame biologische beziehungsweise biomedizinische, konven-tionelle und soziokulturelle Konstrukte und fügt psychologische, metapho-rische und metaphysische Ebenen hinzu.


Es scheint sinnvoll, diese zunächst sehr theoretisch und abstrakt an-mutende definitorische Beschreibung anhand von Szenarien zu konkretisieren:


So ist (1) die Organtransplantation insofern ein prototypisches Beispiel für Transmortalität, als sie es möglich macht, dass etwa das Herz eines (hirn) toten Menschen im Körper des Empfängers weiter schlägt. Für Personen, die eine derartige Sichtweise auf die Organspende und ihre Po-tentiale haben, ist der (Hirn)Tod des Spenders kein absolutes Ereignis, vielmehr tritt dieser in letzter Konsequenz erst mit dem letzten Herzschlag des Spenderherzens ein.


Auch (2) die Ganzkörperplastination fällt demnach unter die vorgenannte Definition von Transmortalität: Gunther von Hagens hat das Verfahren in den 1970er Jahren entwickelt - gleichsam als moderne Variante der klassischen anatomischen Präparation, die es nunmehr gestattet, tote Körper unter Verwendung von Kunststoff dauerhaft in geruchsfreier und durchaus ästhetischer Form zu konservieren. In den Wanderausstellungen "Körperwelten" sowie der ständigen Ausstellung und dem anatomischen Kompetenzzentrum des "Plastinariums" im brandenburgischen Guben können jene (lebensfrisch anmutenden) Plastinate betrachtet werden. Bei der Ganzkörperplastination bleibt der tote Körper als solcher (zumeist mit Ausnahme der Haut) erhalten. Er existiert somit (im Unterschied zu verweslichen beerdigten Leichen oder zu Asche zerfallenen kremierten Körpern) materiell dauerhaft fort und kann beispielsweise als Exponat wirksam werden - ein Sachverhalt, den manche Körperspender als "Weiterleben" interpretieren. So führt das Institut für Plastination in seinem (auf Wunsch an potentielle Körperspender verschickten) Informationsmaterial unter den ver-schiedenen Motiven zur Körperspende auch den Wunsch auf, als Plasti-nat dauerhaft erhalten zu bleiben. Entsprechend wird für eine Plastination auch durch den markanten Spruch "Willst du wirklich ewig leben, musst du deinen Körper geben" geworben. In besagtem Fall wird "Weiter-leben" verkürzt mit "Überdauern" oder "Weiterwirken" gleichgesetzt. Mit anderen Worten: Körperspender imaginieren zum Teil eine materielle Fortexistenz in einem unvergänglichen Körper und damit ein Fortbe-stehen jenseits ihres persönlichen Todes.


Die Plastination weist (3) ihrerseits Verbindungslinien zur Diamantbe-stattung beziehungsweise Diamantierung auf: Bei Letzterer wird ein kleiner Teil der menschlichen Asche nach einem spezifischen Extraktions- und Verarbeitungsverfahren in die Form eines - unvergänglichen - Diamanten gepresst. Auch die Diamantierung ist somit eine Antwort auf die Vergänglichkeit des Toten. Hinzu kommt im Fall des Diamanten die Ästhetisierung der Erscheinungsform: Die vielbeschriebene Schönheit dieses "Lebensjuwels" - einer der Anbieter von Diamantierungen firmiert tatsächlich unter dem Markennamen LifeGem® - steht hierbei in krassem Gegensatz zur hässlichen beziehungsweise als hässlich imaginierten verwesenden (und mit Fäulnisgerüchen verbundenen) Leiche.


Ein noch weitreichenderes Beispiel für Transmortalität ist (4) das Ver-fahren der Kryonik beziehungsweise der Kryonisation: Die Kryonik verweist in das Feld der Biomedizin und des Transhumanismus. Ihre Anhänger propagieren eine bestimmte Technik der Kältekonservierung, mit der sich Verstorbene (mittels Vorausverfügung) in einen Kälteschlaf versetzen las-sen - in der Hoffnung, dank unterstellter medizin- beziehungsweise bio-technischer Fortschritte zu einem unbestimmten Zeitpunkt in der Zukunft wiederbelebt zu werden. Vor diesem Hintergrund wird die Kryonik auch als "technischer Wiederauferstehungsglaube" angesprochen. Für Kryoniker ist der Tod also erklärtermaßen nicht das absolute Ende des Lebens. Konsequenterweise sprechen die Anhänger der Kryonik bei kryokonservierten Körpern auch nicht von "Verstorbenen" oder "Leichen", sondern von "deanimierten" Menschen oder von "Patienten". Damit werden Tote bereits auf der begrifflichen Ebene zu (potentiell oder faktisch) "Weiter-Lebenden" umgedeutet.


Noch ein weiteres Kennzeichen verbindet drei der genannten Beispiele: Die Kryonik und die dahinter stehende Idee verdankt sich, ebenso wie die von dem Arzt und Anatom Gunther von Hagens entwickelte Plastination und die in der Transplantationsmedizin verortete Organverpflanzung, modernen biomedizinisch-technischen Praktiken und spezifischem medizintechnischem Know-how. Ergo, alle drei genannten Praktiken haben ihren Ursprung unter anderem in der Biomedizin.


Schließlich lässt sich noch ein Charakteristikum herausarbeiten, das den drei vorgenannten Beispielen für Transmortalität - und darüber hinaus auch dem oben erwähnten Verfahren der Diamantierung - gemein ist: Die Relativierung der eigenen Endlichkeit beziehungsweise Vergänglichkeit ist an die Instrumentalisierung des eigenen (toten) Körpers gebunden. Mit anderen Worten: Nur durch den Einsatz beziehungsweise die Verzweckung dieses Körpers wird es (vermeintlich) möglich, den Tod zu relativieren. Bei der Kryonik fußt die Technikutopie auf den kryokonservierten und hierdurch weiterhin lebendig beziehungsweise deanimiert gedachten Körpern, bei der Plastination auf den durch Kunststoffe dauerhaft haltbar gemachten und "verlebendigten" Körpern und bei der Organspende auf das dank Ex- und Transplantation weiterlebende beziehungsweise -schlagende Organ. Auch die Diamantierung setzt spezifische technische Zugriffe auf die Leiche respektive ihre durch Kremation erzielten Zerfallsprodukte vor-aus, die als Verzweckung zu qualifizieren sind.


Alle erwähnten Formen von Transmortalität sind Ausdruck einer Sichtweise, wonach die Grenze zwischen Leben und Tod verschiebbar ist - sie wird gleichsam zu einer Schwelle, über die der Eintritt in einen neuen, andersartigen Zustand der Existenz ermöglicht wird, oder zu einer Grauzone, die immerhin gewisse Handlungsspielräume für eine Fortexistenz eröffnet. Transmortalität bedeutet somit im Kern, dass die Endgültigkeit des Todes angegangen werden kann.


Wer diese Annahme beziehungsweise Ansicht vertritt, sieht sich indes-sen mit einer Fülle weiterführender Fragen konfrontiert: Wie viel Mensch "steckt" noch in so (um)gestalteten Körpern oder Erscheinungsformen? Geht es um ein konkretes Weiterleben oder um ein Weiterleben im Blick Dritter - was letztlich eher auf eine spezifische Form der Erinnerungskul-tur verweisen würde? Und konkret mit Blick auf die Organspende und den ontologischen Status des Herzspenders: Wann endet das Sein des Or-ganspenders und was kennzeichnet demgegenüber das Sein des Organ-empfängers? Schließlich die Kernfrage: Was berechtigt zu der Annahme, dass ein (weiter)schlagendes Herz - als klassische Metapher für Leben - tatsächlich bedeutet, dass der "Mensch", der dieses Organ weitergibt, "wei-terlebt"?


Diese und ähnliche Fragen wurden im Rahmen einer interdisziplinären Fachtagung, die am 20. März 2015 am Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin der RWTH Aachen stattfand, untersucht. Besagte Veranstaltung trug den Titel Organspende und Transmortalität: Die Perspektive der Medical Humanities. Im Fokus der Betrachtung standen neue und unterschiedliche Zugangsweisen zu beziehungsweise Perspektiven auf Transmortalität. Dabei sollte der (eigennützig motivierten) Organspende als Musterbeispiel für Transmortalität ein besonderes Augenmerk gewidmet werden.


Das vorliegende Buch verdankt sich ebendiesem Symposium - weist aber auch in einigen Beiträgen über die dort verhandelten Aspekte hinaus, so dass es sich stricto sensu nicht um einen Tagungs-, sondern um einen Themenband handelt. Auch das hier zugrunde gelegte Gliederungsprinzip hebt sich von den Sektionen der Aachener Veranstaltung ab:


So befasst sich der erste Teil des vorliegenden Buchbandes mit der Begrifflichkeit und den verschiedenen Interpretationen von Transmortalität in interdisziplinärer Perspektive. Der initiale, medizinethisch-empirisch orientierte Beitrag von Dominik Groß, Stephanie Kaiser und Saskia Wilhelmy fußt hierbei auf einer im Wintersemester 2015/16 durchgeführten Befragung von Studierenden der Medizinischen Fakultät der RWTH Aachen. Ausgangspunkt der Studie ist die Frage der Gewichtung von uneigennützigen und eigennützigen Motiven für eine Organspende, wobei insbesondere das Motiv, mithilfe einer Organspende "in anderen Menschen weiterzuleben", auf seine faktische Relevanz und Akzeptanz überprüft wird. Gleichzeitig wird die Frage adressiert, inwieweit sich die Anhänger beziehungsweise Vertreter einer solchen Sichtweise durch spezifische soziodemographische Merkmale charakterisieren lassen. Der nachfolgende juristische Aufsatz von Julian Mausbach eröffnet interessante Einblicke in das Spannungsverhältnis zwischen Transplantationsmedizin und Transmortalität und beschäftigt sich mit der Frage, inwiefern respektive unter welchen Maßgaben organ-protektive Maßnahmen am noch lebenden, aber hirntoten Spender zu-gunsten des potentiellen Organempfängers rechtlichen Klärungsbedarf aufweisen und inwieweit sich die Frage nach dem Eingriff in das Selbstbe-stimmungsrecht des Patienten vor Todeseintritt stellt. Eine Untersuchung von Stephanie Kaiser über die Berichterstattung zum Thema Transmortalität und Organspende in der deutschen Printmedienlandschaft schließt sich an. Die Autorin beschäftigt sich insbesondere mit der Frage, ob beziehungsweise in welchem Ausmaß und mit welchem Tenor die Idee einer partiellen (Weiter)Existenz mittels Organspende medial verhandelt wird.


Der zweite Teil des Buches befasst sich mit den vielfältigen Implikati-onen und Deutungsmustern der Organspende. Im Mittelpunkt des ersten Beitrags von Nadia Primc steht die von dem deutschen Philosophen und Juristen Wilhelm Schapp ausgearbeitete Theorie der lebensweltlichen Ganzheit. Anhand der Schappschen Konzeption arbeitet die Autorin her-aus, dass es eine "Verstrickung" der Lebensgeschichte des Organspenders mit der des Organempfängers gibt. Postmortales Fortleben gilt gemäß dieser Lesart als "gesichert". Die nachfolgende literaturwissenschaftliche Ausarbeitung von Christiane Vogel nutzt als Fallbeispiel einen dystopischen Roman der schwedischen Schriftstellerin Ninni Holmqvist, um ethisch problematische Positionen bezüglich Organspende und ihre weitrei-chenden sozialen und normativen Implikationen aufzuzeigen.


Der dritte Teil des Buches blickt thematisch über die Organspende hinaus und widmet sich grundlegenden existentiellen Fragen. Aus thanato-soziologischer Sicht stellt Thorsten Benkel Überlegungen zur Aufteilung des Körpers und Zuordnung zur Identität des "Ichs" an; gleichzeitig wird die "Eindeutigkeit" des Todes als Lebensendpunkt infrage gestellt. Dem Be-reich der Forensik entstammt der abschließende Beitrag von Matthias Meitzler. Er beschäftigt sich mit der Interpretation der Leiche als postmor-talem Auskunftgeber - eine Perspektive, welche die Vorstellung des parti-ellen Weiterlebens durch Organspende um das postmortale Weiterwirken als physisches Beweismittel ergänzt.


Literatur


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Berndt, Christina (2012), Skandal um Organspende in Göttingen. Gesundheitsministerium droht mit "massiven Konsequenzen", in: Süddeutsche Zeitung Online, 27.06.2012, http://www.sueddeutsche.de/gesundheit/skandal-um-organspende-in-goettin gen-gesundheitsministerium-droht-mit-massiven-konsequenzen-1.1418336 [31. 01.2016].


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Mahler, Veronika, Verunglückter Rennfahrer († 15). Dank Organspende schlägt sein Herz in einer 12-Jährigen, in: Bunte Online, 17.02.1026, http://www.bunte.de/panora ma/schicksalsgeschichten/verunglueckter-rennfahrer-15-dank-organspende-schlaegt-sein-herz-einer-12-jaehrigen-250451.html [18.02.2016].


Sörries, Reiner (2011), "Alternative Bestattungsformen - oder die Suche nach der eigenen Identität", in: Who wants to live forever? Postmoderne Formen des Weiterwir-kens nach dem Tod, hg. v. Groß, Dominik/Tag, Brigitte/Schweikardt, Chri-stoph, Frankfurt am Main, S. 145-161.


Tag, Brigitte/Groß, Dominik/Mausbach, Julian (Hg.) (2016), Transplantation - Transmortalität, Zürich.


Voltmer Mirko (2013), Professor Dr. Aiman O. (46) vor Gericht. Er löste den Organ-spende-Skandal aus, in: Bild Online, 19.08.2013, http://www.bild.de/news/inland/ organspende/organspende-skandal-prozess-gegen-chefarzt-31891186.bild.html [31.01.2016].


Von Hagens, Gunther (1999), "Anatomie und Plastination", in: Prof. Gunther von Hagens' Körperwelten. Die Faszination des Echten, 8. Aufl., Heidelberg, S. 11-39.




Beschreibung

Todesbilder – Studien zum gesellschaftlichen Umgang mit dem Tod


Herausgegeben von Dominik Groß, Andrea Esser, Hubert Knoblauch und Brigitte Tag





Handelt es sich bei einer Herztransplantation um einen medizinischen Eingriff oder um ein »partielles Weiterleben« eines Spenders im Körper des Empfängers? Die Beiträger beschäftigen sich mit der Organspende und den ihr zugrundeliegenden Motiven und Deutungsmustern. Im Mittelpunkt steht die Frage, ob die Organspende als prototypisches Beispiel für Transmortalität gelten kann – also für das Bestreben, den eigenen toten Körper in seiner Absolutheit zu relativieren und über den Tod hinaus fortzuleben.


Über Dominik Groß, Stephanie Kaiser, Brigitte Tag


Dominik Groß ist Professor am Inst. für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin der RWTH Aachen.


Stephanie Kaiser ist dort wiss. Mitarbeiterin.


Brigitte Tag ist Professorin für Straf- und Medizinrecht an der Universität Zürich.