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Überreichtum

Überreichtum

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Veröffentlicht 2019, von Martin Schürz bei Campus

ISBN: 978-3-593-51145-0
Auflage: 1. Auflage
226 Seiten
20.5 cm x 13.3 cm

 
Der antike Philosoph Platon verstand unter »Überreichtum« exzessiven Reichtum, der nicht glücklich mache, weil er nicht tugendhaft sei. Das Thema dieses Buches ist also alt, doch es wird nach wie vor kontrovers diskutiert. Denn die weltweite Vermögenskonzentration ist enorm und soziale Ungleichheit ein beständiges Problem.

Wie Vermögen verteilt wird, ist keine private Frage. Sie geht ...
Werbliche Überschrift
Wer ist zu reich?

Textauszug
Einleitung
»Überreichtum« ist ein ungewöhnliches Wort. Als »Überreiche« bezeichnete der antike Philosoph Platon Reiche, die nicht tugendhaft seien. Heute wird bewundernd von »Superreichen« gesprochen, der kritische Begriff Platons ist in Vergessenheit geraten. Dieses Buch sucht den schillernden Begriff neu zu deuten, um die dramatische Vermögenskonzentration im 21. Jahrhundert besser zu verstehen.
Bei der Rechtfertigung der ungleichen Sozialordnung haben Überreiche stets viel Fantasie bewiesen. Doch Überreichtum geht nicht nur auf das moralische Versagen Einzelner zurück, sondern auch auf die staatliche Ordnung. Die Folgen betreffen die ganze Gesellschaft, denn Überreichtum verletzt Gerechtigkeitsprinzipien und gefährdet die Demokratie. Die leitende Frage dieses Buches ist: Was sichert die gesellschaftlich herausragende Position der Überreichen in einer Demokratie? Und die These lautet: Neben einer Politik der Verachtung, die keine Maßnahmen gegen Vermögenskonzentration ergreift, leistet eine Gefühlspolitik zugunsten der Reichen einen bislang unterschätzten Beitrag. Denn bei Gefühlen gibt es andere Trennlinien als bei Gerechtigkeitsprinzipien und ökonomischen Interessen. Da verschwimmen die Dichotomien von gerecht und ungerecht, arm und reich. Emotionen wie Neid, Gier oder Zorn teilen alle Menschen, egal, ob sie wohlhabend sind oder nicht. Überreiche im 21. Jahrhundert begründen ihre gesellschaftlichen Privilegien über ihre öffentlich inszenierten Tugenden. Sie stellen sich als mitfühlend und großzügig dar. Das demokratische Publikum ist fasziniert.
Insbesondere die Philanthropie mancher Vermögender rückt Großzügigkeit und Mitgefühl ins Zentrum. Die Grenzziehung verläuft dann zwischen guten Vermögenden und bösen Reichen. Das wohltätige Engagement vieler Vermögender wird meist begrüßt, während den bösen Reichen Schamlosigkeit und Exzess unterstellt wird. Die Tradition einer moralischen Verurteilung der Reichen geht bis in die Antike zurück. Bei Platon galten die Überreichen als lasterhaft und bei Aristoteles wurde die Habgier der Reichen verurteilt. Generell wird Gier seit Jahrhunderten als üble Wurzel des Reichtums gebrandmarkt.
Doch Kritik an den Reichen kann auch umfassender und subtiler ausfallen. In seiner Erzählung Junger Mann aus reichem Haus aus dem Jahr 1925 hatte Francis Scott Fitzgerald sie so formuliert: »Lassen Sie mich von den wahrhaft reichen Leuten erzählen. Das sind keine Menschen wie Sie oder ich. Sie besitzen und genießen früh und das verändert sie, macht sie weich, wo wir hart sind, zynisch, wo wir zuversichtlich sind, und das auf eine Art, die man nur schwer begreift, wenn man nicht selbst im Reichtum geboren ist. Sie halten sich aus tiefster Überzeugung für etwas Besseres als wir, weil wir erst einmal für uns selbst entdecken mussten, wie man sich im Leben einrichten und schadlos halten kann. Sie mögen noch so tief in unsere Welt einsteigen oder gar unter uns herabsinken, so glauben sie dennoch, etwas Besseres zu sein als wir. Sie sind eben anders.«
Reichtum geht mit gesellschaftlichem Ansehen einher. Adam Smith, Gründervater der Ökonomie, hatte 1776 in seinem Hauptwerk Der Wohlstand der Nationen festgestellt: »Das Ansehen der Reichen ist zwar in jedem Zeitalter der Gesellschaft groß, aber am größten ist es wohl in den rohesten Zeiten derselben, sofern sie nämlich eine bedeutende Vermögensungleichheit aufzuweisen hat.« Dies trifft auf die Gegenwart zu. Das reichste Prozent der Weltbevölkerung hat fast so viel an Vermögen wie der Rest. Und die drei reichsten Menschen besitzen so viel an Vermögen wie die gesamte ärmere Hälfte der Bevölkerung in den Vereinigten Staaten zusammen. Den Vermögenden gelingt auch eine Steuervermeidung in Steueroasen viel leichter als dem Rest der Bevölkerung. Ein eigener Industriezweig hilft den Überreichen Steuern zu vermeiden. Auch steigt die Marktmacht von großen Konzernen bedenklich an. Wenige Giganten streichen einen Löwenanteil der Profite ein. Jüngst problematisierte diese Winner-take-most-Welt sogar der Internationale Währungsfonds in seinem Weltwirtschaftlichen Ausblick 2019. Die Einkommensungleichheit steigt an und die Vermögenskonzentration ist weltweit extrem.
In Smiths Theorie der ethischen Gefühle von 1759 finden sich moralpsychologische Überlegungen, die auch heute noch helfen, die Komplexität des Themas Reichtum zu erfassen. Bestimmte Gefühle sind für die Aufrechterhaltung von Überreichtum hilfreich. Smith bemerkte eine Neigung vieler Menschen, »die Reichen und Mächtigen zu bewundern und beinahe göttlich zu verehren und Personen in ärmlichen und niedrigen Verhältnissen zu verachten oder wenigstens zurückzusetzen«. Er erkannte, dass es nicht darum geht, ob die Reichen tugendhaft oder lasterhaft sind. Wichtiger ist, dass die meisten Menschen eher Reiche als Arme verehren. Auch der Zorn von ihnen richtet sich nicht gegen die Wenigen, die zu viel haben, sondern gegen die Vielen, die zu wenig haben: »Häufig sehen wir die achtungsvolle Aufmerksamkeit der Welt stärker auf die Reichen und Vornehmen sich richten, als auf die Weisen und Tugendhaften. Häufig sehen wir, daß die Laster und Torheiten des Mächtigen weit weniger verabscheut werden, als die Armut und Schwäche des Unschuldigen.«
Moralische Gefühle der Empörung gegen den Exzess der Überreichen markieren aber vielleicht ohnehin nicht die Trennlinie zwischen Arm und Reich. Theodor W. Adorno hatte im Aphorismus »Tugendspiegel« seiner Minima Moralia eine Verschränkung von Reichtum und Tugend gesehen: »Reichtum als Gutsein ist ein Element des Kitts der Welt; der zähe Schein solcher Identität verhindert die Konfrontation der Moralideen mit der Ordnung, in der die Reichen recht haben, während zu gleich andere konkrete Bestimmungen des Moralischen als die vom Reichtum abgezogenen nicht konzipiert werden konnten.«
Aus ökonomischer Perspektive scheint es bei Reichtum vorerst sowieso nicht um Tugenden und Laster, sondern nur um eine richtige statistische Messung von Vermögen und um konzise Analysen zu gehen. Die volkswirtschaftlichen Analysen der statistischen Daten zu Vermögen untersuchen Gründe der Entstehung von Reichtum und deren Auswirkungen auf Wirtschaftswachstum und Finanzstabilität. In den letzten Jahren sind zahlreiche ökonomische Analysen zu Ungleichheit durchgeführt worden.
Soziologisch liegt der Fokus auf Machtfragen. Überreiche verfügen über Macht und prägen die Gesellschaft, in der sie leben. Die enorme Vermögenskonzentration wird ermöglicht durch politische Maßnahmen wie Unternehmenssteuersenkungen, Privatisierungen, Duldung von Steueroasen, schwache Wettbewerbspolitik, Finanzliberalisierungen und Deregulierungen. Seit den 1980er Jahren ist das öffentliche Vermögen massiv zurückgegangen und das private Vermögen angestiegen. Thomas Piketty und Gabriel Zucman fanden für einige Industriestaaten heraus, dass Vermögen viel wichtiger wurde als Einkommen. So war 1970 das Haushaltsvermögen zwei bis drei Mal so hoch wie das Nationaleinkommen, 2010 bereits vier bis sechs Mal so hoch. Das Gewicht der Eigentümer und der in der Vergangenheit entstandenen Vermögen wächst und Einkommen verliert in Relation zu bereits vorhandenem Kapital an Bedeutung. Ist ein Vermögen erst einmal vorhanden, folgt es einer eigenen Dynamik. Weder in den USA noch in Europa haben führende Politikerinnen und Politiker die zunehmend ungleiche Verteilung der Vermögen im Blick gehabt. Maßnahmen, um dieser Ungleichheit entgegenzuwirken, waren geradezu tabuisiert – obzwar der wissenschaftliche Nachweis der negativen Auswirkungen von Vermögenskonzentration auf die Gesellschaft in vielen sozialwissenschaftlichen Publikationen erbracht worden ist.
Die Frage, wer was verdient und ob es gerecht ist, dass einige Menschen so viel haben und viele so wenig, nötigt zu einem normativen Verständnis von Reichtum und leitet über zum Thema des Überreichtums. Die meisten philosophischen Theorien argumentieren, dass eine Umverteilung notwendig sei. Bei einer Kritik an Überreichtum kann es aber nicht allein um Gerechtigkeitsprinzipien gehen. Häufig sind unsere Kriterien der Beurteilung erfahrungsbasiert, stimmungsorientiert und gefühlsgeleitet. Wenn einige wenige Menschen dutzende Milliarden US-Dollar an Vermögen besitzen, während viele Menschen mit einem US-Dollar am Tag über die Runden kommen müssen, lässt das niemanden völlig unberührt. Zorn, Resignation oder Bewunderung bilden sich heraus. Im Alltag der meisten Menschen geht es nicht um eine philosophisch gerechte Verteilung von materiellen Ressourcen, sondern um Statuskonflikte, empfundene Ungerechtigkeit und Missachtung. Solche Konflikte reichen über materielle Fragen hinaus, betreffen die ganze Person und prägen die Einstellungen zu Überreichtum.
Die liberale politische Theoretikerin Judith Shklar hat in ihrem Buch Über Ungerechtigkeit bemerkt, dass ein Gerechtigkeitsfokus kein archimedisches Fundament zur Gesellschaftskritik bildet: »Ein Grund, warum es kein Heilmittel für Ungerechtigkeit gibt, liegt darin, daß selbst ziemlich rechtschaffene Bürger keines wollen. Dies ist nicht darauf zurückzuführen, daß wir uns uneins darüber sind, was ungerecht ist, sondern auf eine mangelnde Bereitschaft, den Frieden und die Ruhe aufzugeben, den die Ungerechtigkeit anbieten kann und anbietet.«
Ob Reichtum gerecht oder ungerecht ist, wäre folglich nicht die entscheidende Frage, sondern ob die Ruhe, die die Ungerechtigkeit anbietet, andauert. Wenn arme Menschen den Reichen anhaltend bewunderndes Wohlwollen entgegenbringen, wird es nicht hinreichend sein, die Vermögenskonzentration zu messen, ihre Ursachen ökonomisch zu erforschen und die Ungerechtigkeit des Reichtums zu kritisieren. Gegenüber einem rationalistischen Blick auf die menschliche Natur ist Skepsis angebracht. Zu Überreichtum entwickeln Menschen sehr unterschiedliche moralische Gefühle. Auch ist Gefühlspolitik für die soziale Akzeptanz der gesellschaftlichen Privilegien der Überreichen bedeutsam. Eliten und die Politik halten in bestimmten historischen Phasen manche Emotionen für wünschenswert und lehnen andere ab. So wurden feindliche Gefühle wie Neid und Wut befeuert, in anderen Zeiten sollten Mitgefühl und Anteilnahme gestärkt werden. Gefühlszuordnungen hingegen laufen oft entlang bekannter Klassenlinien. Negative Gefühle wie Neid und Hass werden eher den Armen als Laster zugeschrieben, Großzügigkeit und Mitleid den Überreichen als Tugenden
.
Probleme des Überreichtums
Ab einer bestimmten Vermögensgrenze kann eine Person als überreich betrachtet werden. Der Begriff überreich beinhaltet das Urteil, dass jemand zu viel hat. Das zu viel kann quantitativ bezogen werden auf eine bestimmte Vermögenshöhe. Menschen sind aber auch überreich, wenn sie auf Basis ihres Vermögens Gerechtigkeitsprinzipen verletzen, die Demokratie gefährden und andere Personen missachten. In einer Demokratie gilt das Prinzip politischer Gleichheit. Historisch zeigte sich stets ein Spannungsverhältnis zwischen politischer Gleichheit und ökonomischer Ungleichheit. Doch Überreichtum torpediert die politische Idee der Gleichheit in elementarer Weise und führt zu einem Muster ungleicher Responsivität der Politik. Diese reagiert stärker auf die Anliegen der Überreichen als auf die Wünsche des Rests. Der Befund aktueller empirischer Studien korrespondiert auch mit dem Verdikt von Adam Smith aus seinem Wohlstand der Nationen: »Die bürgerliche Regierung ist, insofern sie zur Sicherung des Eigentums eingeführt wurde, in der Tat zur Verteidigung der Reichen gegen die Armen oder dessen, der ein Eigentum hat, gegen den, der keines hat, eingeführt worden.«
Wer über Reichtum spricht, wird rasch nach einer Zahl gefragt: Ab wann ist man reich? In einer repräsentativen Haushaltserhebung antworteten Befragte in Österreich, dass man ab einem Vermögen von 800 000 Euro reich sei. Überreich sind sie mit einem solchen Vermögen wohl kaum. Auch die Frage, ab wann reiche Menschen überreich werden, könnte mit einer Zahl beantwortet werden. Doch jeder Zahlenwert – ob 500 Millionen Euro oder eine Milliarde Euro – wird zu kontroversen Diskussionen führen. Während manchen Personen ein Vermögen von 10 Millionen Euro als zu viel erscheint, werden andere sogar eine Grenze bei 100 Millionen Euro als bevormundend oder freiheitsberaubend betrachten.
Über Statistiken allein sind Reichtumsfragen demnach nicht zu klären, sie müssen in ihren normativen Dimensionen betrachtet werden. Reiche haben nicht nur mehr Ressourcen, sondern sie haben auch mehr Möglichkeiten. Vermögen meint eine Potenzialität, die sich auf der Basis von Eigentum ergibt. Vermögen vermag etwas, schrieb der deutsche Soziologe Georg Simmel in seiner Philosophie des Geldes. Der Reiche wirkt nicht nur durch das, »was er tut, sondern auch durch das, was er tun könnte«. Vermögen gibt Macht: »Der Reiche genießt Vorteile, noch über den Genuß desjenigen hinaus, was er sich für sein Geld konkret beschaffen kann. Der Kaufmann handelt mit ihm solider und billiger als mit dem Armen, jedermann, auch der von seinem Reichtum profitiert, begegnet ihm zuvorkommender, als dem Armen, es schwebt eine ideale Sphäre fragloser Bevorzugtheit um ihn.«
Der amerikanische Schriftsteller Mark Twain, ein Chronist der Goldenen Zwanziger, thematisierte diese Bevorzugung der Vermögenden in einer Kurzgeschichte. Zwei reiche Exzentriker wetten darauf, was eine Eine-Million-Pfund-Note im Leben eines Armen ausmachen kann. Tatsächlich erweist sich die Wirkung eines sichtbaren Vermögens auf die Mitmenschen als enorm. So diniert der Held gratis, wird überall wohlwollend empfangen und gewinnt letztlich sogar die Hand einer reichen Erbin. Er muss seine – von der Bank of England gedruckte – Eine-Million-Pfund-Note gar nicht ausgeben. Allein die Wahrnehmung seines Reichtums verschafft ihm gesellschaftliche Privilegien.
Die Nachteile des Überreichtums für die Gesellschaft sind evident. Sie liegen in der gesellschaftlichen Privilegierung der Reichen und den damit einhergehenden Gefahren für die Demokratie. Der amerikanische Philosoph John Rawls hatte geschrieben: »[D]er Wert der Freiheit ist nicht für jedermann der gleiche. Manche haben mehr Macht und Reichtum und daher mehr Möglichkeiten ihre Ziele zu erreichen.« Da die Vermögensstreuung in der Gesellschaft gering ist, kann auch nicht verhindert werden, »daß ein kleiner Teil der Gesellschaft die Wirtschaft und indirekt auch die Politik steuert«.
Überreichtum ruiniert den sozialen Zusammenhalt. »If the rich can write the rules then we have a real problem«, sagte der Wirtschaftsnobelpreisträger Angus Deaton. Die Mittel und Einflussnahmen der Überreichen erstrecken sich von Wahlkampfunterstützung über Lobbying und Parteienfinanzierung, kulturelle Hegemonie und Mediendominanz bis zu vielfältigen Exklusionsmechanismen im Alltag. Überreichtum impliziert ein Übermaß an politischen Einflussmöglichkeiten. Nur die sichtbarste Form sind Überreiche, die wichtige politische Positionen einnehmen. Grundlegender jedoch sind politische Maßnahmen seit den 1980er Jahren, die Steuerstrukturen und die Gesetzgebung zugunsten der Reichen stärkten. Die Macht der Überreichen beschneidet aber auch die Möglichkeiten deliberativer Demokratie. Ein rationaler Diskurs über Reichtum und Demokratie kann kaum noch entstehen. Arme Menschen mit zahllosen Ungerechtigkeitserfahrungen werden nicht gehört und intellektuelle Eliten diskutieren im Schatten der Macht. Meist tun sie dies ohne zufriedenstellende Daten zur Vermögensverteilung.

Beschreibung
Der antike Philosoph Platon verstand unter »Überreichtum« exzessiven Reichtum, der nicht glücklich mache, weil er nicht tugendhaft sei. Das Thema dieses Buches ist also alt, doch es wird nach wie vor kontrovers diskutiert. Denn die weltweite Vermögenskonzentration ist enorm und soziale Ungleichheit ein beständiges Problem.

Wie Vermögen verteilt wird, ist keine private Frage. Sie geht alle etwas an. Martin Schürz führt uns die Zahlen vor Augen, erklärt, was problematisch am Überreichtum ist. Gerade Gefühlszuschreibungen sind für die Akzeptanz der Privilegien der Überreichen bedeutsam: Neid und Hass werden vorwiegend den Armen als Laster zugeschrieben, Großzügigkeit und Mitleid den Überreichen als Tugenden. Wer eine gerechte Gesellschaft will, muss zuerst verstehen, wie Vermögenskonzentration wahrgenommen wird. Denn Überreichtum gefährdet die Demokratie und die politische Gleichheit.

Ausgezeichnet mit dem Bruno-Kreisky-Preis für das Politische Buch 2019.

Zitat aus einer Besprechung
»Ein faktenreiches und politisch aufrüttelndes Buch.« Markus Marterbauer, FALTER, 02.10.2019

Über Martin Schürz

Dr. Martin Schürz ist Ökonom und individualpsychologischer Analytiker in Wien. Er forscht seit mehr als zwei Jahrzehnten zur Vermögensverteilung in Europa und ist Lektor an der Wirtschaftsuniversität in Wien. 2015 erhielt er den Progressive Economy Award des Europäischen Parlaments.