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Spinnen, Blut & Champagner

Spinnen, Blut & Champagner

Kolumnen von Moritz E. Wigand

Spinnen, Blut & Champagner
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Veröffentlicht 2012, von Moritz Eric Wigand bei BlueStar Verlag, Rheinische Post Verlagsgesellschaft

ISBN: 978-3-9812264-5-4
Auflage: 2. Auflage
88 Seiten
6 schw.-w. Illustrationen und 1 schw.-w. Fotos
19.2 cm x 12 cm
ab 16 Jahre

 
In dieser Sammlung von Kolumnen, die teilweise in der Rheinischen Post erschienen sind, finden sich amüsante, skurrile, nachdenkliche und kritische kleine Geschichten. Moritz Wigand studierte Medizin in Berlin, Reims und Baltimore und brachte begleitend zu diesen Stationen und Erlebnissen seine Gedanken zu Papier.
Ein schönes Werk für jemanden, der sich überlegt studieren zu wollen, für ...
Beschreibung
In dieser Sammlung von Kolumnen, die teilweise in der Rheinischen Post erschienen sind, finden sich amüsante, skurrile, nachdenkliche und kritische kleine Geschichten. Moritz Wigand studierte Medizin in Berlin, Reims und Baltimore und brachte begleitend zu diesen Stationen und Erlebnissen seine Gedanken zu Papier.
Ein schönes Werk für jemanden, der sich überlegt studieren zu wollen, für Eltern von Studenten, die die Höhen und Tiefen ihrer Sprösslinge besser verstehen werden, für all diejenigen, die immer mal studieren wollten und sich aus unterschiedlichen Gründen nicht dazu entschlossen haben. Vielleicht auch nur, weil sie nicht wussten in welcher Richtung sie sich geistig betätigen wollten. Nun, sollten Sie irgendwann die Lust gespürt haben, sich der Medizin zu widmen, können Sie nach dem Genuss dieses Espresso in der Literatur Antworten finden. Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen! Es ist eine der schönsten Zeiten im Leben junger Leute, bis dann irgendwann das Examen droht!

Textauszug
Salut Moritz!

Möchte man nach Frankreich gehen, ohne wirklich französisch zu sprechen, geht man am besten in die Unfallchirurgie, in der weder die Ärzte noch die Patienten viel zu sagen haben. So bin ich für dieses Praktikum nun in Reims in der Champagne, einer Stadt mit einer schönen Kathedrale, der Chagall mal ein paar blaue Fenster gemalt hat und vor deren Portal ein Stein liegt, auf dem sinngemäß steht, dass dort 1962 Charles de Gaulle und Konrad Adenauer die deutschfranzösische Versöhnung besiegelten, um 10.02 Uhr. Diese präzise kleine Information hat mich milde verwundert, aber vielleicht bestanden die Deutschen darauf, die französische Verspätung im Protokoll in Stein zu meißeln. Trotz dieser großen Geste der Versöhnung warnten mich einige Deutsche vor meiner Abreise, die Franzosen seien unnahbar und schwierig, als Deutscher habe man es hier nicht leicht. Nach einer Woche wage ich zu behaupten, dass sie diesen Ruf nicht verdient haben!
Der Professor höchstpersönlich, betrübt, dass ich noch kein Arztzimmer hatte, verschaffte mir sofort Zugang zu seinem Büro, fragt jeden Mittag besorgt, ob ich denn schon gegessen habe, und abends, wie mein Tag gewesen sei und was er für mich verbessern könne. Das ist mir in Deutschland noch nicht passiert.
Trinkt man als Praktikant auf einer deutschen Station Kaffee, heißt es: Wer sind Sie eigentlich, was bilden Sie sich ein und überhaupt, haben Sie schon in die Kaffeekasse eingezahlt? Trinkt man auf einer französischen Station keinen Kaffee, heißt es: Möchtest du keinen Kaffee? Und wenn man wirklich keinen möchte, weil man schon drei hatte und langsam etwas zittrig wird, heißt es: Oder vielleicht einen Orangensaft?
Weiterhin grüßt mich das gesamte unfallchirurgische Team seit dem zweiten Tag mit Namen, Salut Moritz, sagen sie mit Betonung auf der zweiten Silbe. Das führt zu peinlichen Situationen, weil ich bisher nur die Namen von ungefähr drei Personen kenne, von denen ich die Hälfte unter ihren OP-Masken nicht wiedererkenne.
Eine andere Kuriosität ist, dass die Menschen hier tatsächlich zurücklächeln, wenn man sie anlächelt. Lächelt man in Deutschland eine junge Frau an, ist sie entweder so verschreckt, dass sie nicht schnell genug die Augen niederschlagen kann, oder sie schaut hart und böse zurück, weil sie sich in ihrer Weiblichkeit gekränkt fühlt. Ich gebe zu, es gibt einige Ausnahmen; ich vermute, sie stammen aus Familien, die zu Zeiten Napoleons einige französische Gene abgegriffen haben.
Neben den netten Chirurgen, den lächelnden Frauen und den blauen Kirchenfenstern sind hier die Croissants übrigens einsame Spitze, der Kaffee schmeckt gut, und worum ich viele Worte mache, das lässt sich eigentlich recht kurz auf den Punkt bringen:

Vive la France!

Einführung oder Vorwort
Letztens sollte ich ein Vorwort schreiben. Ich zerkaute einen Bleistift. Im trommelte mit den Fingern auf den Schreibtisch. Ich starrte in den Laptop, bis der Akku leer war. Dabei dachte ich an Berlin, Frankreich, Holland und die USA. Ich dachte an die Spinne in der Psychiatrie und an den Grizzly im Krankenhaus. Ich dachte an den buddhistischen Weihnachtsmann, der an Heiligabend mit einem atheistischen Rentier und einem Engel im Brautkleid durch Berlin seine Runden dreht. Ich dachte an die missglückte Wiederbelebung einer traurigen Puppe. Ich dachte an die drei goldenen Regeln einen jeden Praktikums im Krankenhaus. Ich dachte daran, wie holländische Studenten einen Schrank transportieren und wie froh französische Chirurgen sind, wenn sie nicht immer nur Champagner trinken müssen. Und ich dachte an Bill Gates. Aber wieso Bill Gates?
Ach, wer liest schon Vorwörter? Blättern Sie doch einfach weiter. Ich nenne derweil die erste Kolumne dieses Buches "Vorwort".

Über Moritz Eric Wigand

Dr. Moritz E. Wigand wurde 1982 in Mönchengladbach geboren und studierte Medizin an der Berliner Charité; Auslandsaufenthalte führten ihn nach Frankreich und in die USA. Neben dem Medizinstudium nahm er als Gitarrist an zahlreichen Veranstaltungen der Berliner Universität der Künste teil. Von 2006 bis 2008 war er als Kolumnist für die Tageszeitung Rheinische Post tätig. Inzwischen arbeitet er als Arzt an einer psychiatrischen Klinik in Süddeutschland.