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Religiöse Selbstbestimmung
Anfänge im Spätmittelalter
Taschenbuch
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Veröffentlicht 2020, von Dietmar Mieth, Regina Schiewer bei Kohlhammer
ISBN: 978-3-17-033351-2
Auflage: 1. Auflage
Reihe: Meister-Eckhart-Jahrbuch. Beihefte
345 Seiten
23.2 cm x 15.5 cm
Individualisierung ist als Merkmal moderner Gesellschaften in ihren Varianten auch in der Religionsgeschichte zu beobachten. Die in diesem Kontext zu verortende 'religiöse Selbstbestimmung' zeigt sich u. a. im Mittelalter, etwa in der Rezeption des jüdischen Gelehrten des 12. Jahrhunderts Moses Maimonides, durch Meister Eckharts Predigten über die Unmittelbarkeit des Individuums zu Gott, durch ...
Beschreibung
Individualisierung ist als Merkmal moderner Gesellschaften in ihren Varianten auch in der Religionsgeschichte zu beobachten. Die in diesem Kontext zu verortende 'religiöse Selbstbestimmung' zeigt sich u. a. im Mittelalter, etwa in der Rezeption des jüdischen Gelehrten des 12. Jahrhunderts Moses Maimonides, durch Meister Eckharts Predigten über die Unmittelbarkeit des Individuums zu Gott, durch die sog. 'Beginenmystik' Mechthilds von Magdeburg (gest. 1282) und Marguerite Poretes (gest. 1310). Der Blick auf eine mittelalterliche Bewegung zur religiösen Selbstbestimmung lässt sich erweitern: über die Selbstverwirklichung bei Kant, den deutschen Idealismus und die Anfänge des Existenzialismus bis hin zum Kommunitarismus Charles Taylors (geb. 1931). Diese Perspektiverweiterung ermöglicht es, das heute oft absolut gesetzte 'Zauberwort' der sog. 'Selbstbestimmung' neu zu fassen und in der religiösen und philosophischen Kultur Mitteleuropas zu verorten. Die unreflektierte Verwendung des Begriffs 'Selbstbestimmung' wird so hinterfragbar, und die als 'Selbstbestimmung' in unserer Gesellschaft zur Forderung erhobene Einstellung lässt sich aus unterschiedlichen historischen Perspektiven beschreiben und erhellen.
Individualisierung ist als Merkmal moderner Gesellschaften in ihren Varianten auch in der Religionsgeschichte zu beobachten. Die in diesem Kontext zu verortende 'religiöse Selbstbestimmung' zeigt sich u. a. im Mittelalter, etwa in der Rezeption des jüdischen Gelehrten des 12. Jahrhunderts Moses Maimonides, durch Meister Eckharts Predigten über die Unmittelbarkeit des Individuums zu Gott, durch die sog. 'Beginenmystik' Mechthilds von Magdeburg (gest. 1282) und Marguerite Poretes (gest. 1310). Der Blick auf eine mittelalterliche Bewegung zur religiösen Selbstbestimmung lässt sich erweitern: über die Selbstverwirklichung bei Kant, den deutschen Idealismus und die Anfänge des Existenzialismus bis hin zum Kommunitarismus Charles Taylors (geb. 1931). Diese Perspektiverweiterung ermöglicht es, das heute oft absolut gesetzte 'Zauberwort' der sog. 'Selbstbestimmung' neu zu fassen und in der religiösen und philosophischen Kultur Mitteleuropas zu verorten. Die unreflektierte Verwendung des Begriffs 'Selbstbestimmung' wird so hinterfragbar, und die als 'Selbstbestimmung' in unserer Gesellschaft zur Forderung erhobene Einstellung lässt sich aus unterschiedlichen historischen Perspektiven beschreiben und erhellen.