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Richtig zitieren

22. Februar 2022


Das Zitieren: eine formale Nebensächlichkeit, nicht der Rede wert. So ähnlich muss sich das Karl-Theodor zu Guttenberg vorgestellt haben, als er seine Dissertation zusammengebastelt hat. Eine — gelinde gesagt — laxe Zitierpraxis wurde dem ehemaligen deutschen Außenminister zum Verhängnis: 2011 musste er seinen Ministersessel räumen, nachdem durchgesickert war, dass Guttenberg einen Gutteil seiner Dissertation von anderen abgeschrieben hatte — ohne die Quellen ordnungsgemäß anzugeben.
Die Moral von der Geschicht‘: So unwichtig ist das korrekte Zitieren dann doch wieder nicht. Auch wenn die vielen Regeln manchmal mühsam scheinen, gehört korrektes Zitieren zum wissenschaftlichen Arbeiten wie Kleidung zum Auftritt in der Öffentlichkeit: Es ist vielleicht nicht die Hauptsache, aber ganz ohne geht’s trotzdem nicht. Damit du in Sachen Zitieren nicht supernackt dastehst, zeigen wir dir hier die Basics zum korrekten Umgang mit Quellen.

Zitierstandards

Bevor du mit dem Schreiben deiner wissenschaftlichen Arbeit anfängst, solltest du dich mit den Zitier-Standards an deinem Institut vertraut machen. Manche Fachbereiche geben eigene Standards vor, andere verweisen auf international anerkannte Regelwerke, z.B. APA oder Chicago Style.
Grundsätzlich sind es immer die gleichen Informationen (sogenannte „bibliografische Metadaten“), die angeführt werden müssen: Vor- und Nachname der Autorin bzw. des Autors, Titel und Untertitel, Veröffentlichungsort, Veröffentlichungsjahr, Verlag, Seitenzahl (für einen Einzelband).
Große Unterschiede gibt es allerdings bei der Präsentation dieser Informationen. Hier unterscheidet man im Wesentlichen die amerikanische und die deutsche Zitierweise. Nach der amerikanischen Zitierweise (auch „Harvard Citation“ oder „Autor-Jahr-Zitierweise“) werden Quellen direkt im Text mittels Kurzbelegen angeführt; die Vollbelege folgen dann in einem separaten Literaturverzeichnis. Dagegen sieht die deutsche Zitierweise Literaturangaben in Fuß- oder Endnoten vor. Im Folgenden findest du Vorschläge für das Zitieren nach amerikanischem Stil.

Einzelbände und Lehrbücher
Kurzbeleg: (Nachname, Jahr, S. X)
Vollbeleg: Nachname, Vorname (Jahr): Titel. Untertitel. Ort: Verlag.

Aufsätze in Sammelbänden
Kurzbeleg: (Nachname AufsatzautorIn, Jahr, S. X)
Vollbeleg: Nachname AufsatzautorIn, Vorname (Jahr): Titel des Aufsatzes. Untertitel. In: Nachname HerausgeberIn, Vorname (Hg.): Titel des Sammelbandes. Untertitel. Ort: Verlag, S. A-Z.

Aufsätze in Fachzeitschriften
Kurzbeleg: (Nachname AufsatzautorIn, Jahr, S. X)
Vollbeleg: Nachname AufsatzautorIn, Vorname (Jahr): Titel des Aufsatzes. Untertitel. In: Titel der Zeitschrift, Jahrgang, Heftnummer, S. A-Z.

Harte Zitiernüsse

  • Angenommen, dich hat der letzte Tim-Burton-Film zu einem Aufsatz über Kants transzendentales Subjekt inspiriert: Ist hier ein Zitat fällig? Das hängt ganz davon ab, wie weit deine Arbeit auf Burtons Werk aufbaut. War es nur eine vage Eingebung, die du beim Filmschauen gehabt hast, musst du das nicht besonders angeben. Jeden Wortlaut oder jede konkrete Idee, die du aus dem Film übernimmst, solltest du aber durch ein Zitat kennzeichnen.
  • Wie viele Quellen muss ich in meiner Arbeit eigentlich zitieren? Auch das ist von den konkreten Umständen abhängig. Lehrende machen oftmals spezifische Vorgaben zur Menge der zu verwendenden Literatur. Als generelle Faustregel gilt aber, dass du jede Behauptung über Tatsachen und jede deiner Kernthesen mit Zitaten belegen solltest. Im Zweifel ist es besser, zu viel zu zitieren als zu wenig. Gleichzeitig solltest du deine Arbeit nicht mit irrelevanten Literaturverweisen überfrachten. Wie so oft kommt es darauf an, den goldenen Mittelweg zu finden.

Die „perfekte Quelle“

Eine weitere harte Nuss ist das Problem der „perfekten Quelle“. Angenommen, du schreibst einen medizinischen Aufsatz und sollst für die Einleitung einen Abschnitt zu Bioreaktoren verfassen. Da findest du es: das perfekte Paper, das den Bioreaktor pipifein in allen Einzelheiten erklärt. Dem hast du nichts hinzuzufügen. Am liebsten würdest du das Paper einfach großzügig wörtlich zitieren, aber das kommt dir dann doch zu exzessiv vor. Dann halt ein Wort hier und da verändern, alles indirekt zitieren, dann geht das schon. Oder?
Anders als bei wörtlichen Zitaten, wo der Originalwortlaut in Anführungszeichen aufscheint, zitierst du beim indirekten Zitat nur sinngemäß, d.h. du fasst die ursprüngliche Aussage in eigenen Worten zusammen. Auch hier muss ein Zitat her (gekennzeichnet mit „siehe“), die Anführungszeichen entfallen dafür. Indirekte Zitate sind eine gute Möglichkeit, um eine fremde Meinung kantenfrei in deine Arbeit einzubauen. Was sie nicht sind: billige Downgradings für wörtliche Zitate.
Mit billigen indirekten Zitaten lässt sich das Problem der perfekten Quelle nicht umgehen. Besser überlegst du dir im Vorfeld, welche Aussagen für deine Zwecke tatsächlich relevant sind. Du wirst feststellen, dass die vermeintlich perfekte Quelle oftmals gar nicht so perfekt ist: Bei näherem Hinsehen ist sie zu langatmig, setzt die „falschen“ Akzente oder lässt Aspekte aus, die für deine Arbeit relevant sind. Mit solchen Betrachtungen schaffst du dir deine eigene Plattform, von der aus du die Quelle beurteilst. Das hilft dir beim sinngemäßen Erfassen und in der Folge beim richtigen Einsatz indirekter Zitate.
Mit diesem Guide bleibst du in Sachen Zitieren auf der sicheren Seite. Falls dir das alles trotzdem noch zu obskur ist, kannst du ja in die Politik abwandern.

 

Quelle: Karmasin, Matthias/Ribing, Rainer: Die Gestaltung wissenschaftlicher Arbeiten. 9. Auflage. Wien: utb, facultas 2017, S. 120ff.; Wytrzens, Hans Karl u.a.: Wissenschaftliches Arbeiten. Eine Einführung. 5. Auflage. Wien: facultas 2017, S. 112ff.

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